Freitag, 8. Mai 2009

Der Freitagsdöner ODER der Untergang des Abendlandes?

In der Geschichtsphilosophie unterscheidet man grundsätzlich zwischen zwei Ansätzen in der Fortentwicklung der Menscheit: Einer kulturoptimistischen Perspektive und einer kulturpessimistischen Perspektive. Insgesamt wird Geschichte immer als Menschheitsgeschichte begriffen. So lassen sich Anthropologie und Geschichtsphilosophie aufs engste miteinander verschränken, sobald wir verstehen, dass die conditio humana als eine Zeitform betrachtet werden muss. Zum Menschlichen gehört unverzichtbar die Fähigkeit, Zeit vor sich haben zu können, zu planen, zu warten und in ein temporales Jenseits „vorzulaufen“.


a) Kulturoptimismus:

Abb. 1: optimistische Variante mit qualitativem Fortschritt weltgeschichtlicher Abläufe
Abb. 2: zyklisch-alternierendes Modell
Abb. 3: zyklisch-alternierendes Modell mit langfristigem kulturellen Aufstieg

b) Kulturpessimismus

Hier lässt sich vor allem Oswald Spengler (1880 geb. im Harz - 1936) aufführen, der mit seinerm Werk "Untergang des abendlandes" eine sehr pessimistische Analyse der Weltgeschichte vorlegt. Dieses Werk versteht sich als Morphologie der Weltgeschichte und sucht Analogien zwischen Kultur und Biologie, indem es eine Kultur als lebendigen Organismus beschreibt. Geschichte wird somit zu einer Erscheinung des Lebens.
Weltgeschichte bestehe aus von einander unabhängigen Kulturen als lebendige Organismen, die aufblühen, welken und sterben (also zyklisch sind).
Spengler prophezeit den Untergang des Abendlandes in einem Vergleich der heutigen mit bereits untergegangenen Kulturen. Dort zu beobachtende Verfallsstrukturen seien in der abendländischen Kultur schon da.
Mögliche Verfallsmerkmale seien:
  • Überwiegen des Rationalismus und der Technik
  • Entstehung von Großstädten
  • Kosmopolitismus
  • Demokratie
  • Humanitätsidee, Pazifismus
  • Menschenrechte
  • Bruderliebe
  • =Verfallszeit=Zivilisation
Diesen pessimistischen Worten kann man eigentlich nur Leibniz entgegensetzen:
"(…), dass Gott die vollkommenste aller möglichen Welten erwählt habe und dass seine Weisheit ihn bestimmt habe, das mit ihr verbundene Übel zuzulassen, was aber nicht hindere, dass diese Welt, alles in allem erwogen und überlegt, die beste sei, die gewählt werden konnte. (…)"


Wichtige Literatur für dieses Thema:
Hirschberger, Johannes, Geschichte der Philosophie, Bd.2 , 1980, S. 587-589.
Plickat, Bernd, Geschichtsphilosophie als Anthropologie, in: Zeitschrift für Didaktik der Philosophie, 2/1991, S.95-105.

2 Kommentare:

kroko_dok hat gesagt…

Obwohl ich den Pessimismus ja von seinen Ansätzen her ganz interessant und richtig finde, halte ich das alles trotzdem für mehr oder weniger sinnfrei. Da kommt irgendwer wieder nicht mit seiner Unwichtigkeit als Mensch klar und versucht der Menschheit mal wieder einen Masterplan überzuordnen. Meine Kurve zur Entwicklung der Menschheit wäre wohl willkürlicher Natur.

Anonym hat gesagt…

es wäre zu einfach, wenn es diesen plan gäbe. man könnte sich gewissermaßen von seiner verantwortung als mensch entschulden. aber ganz willkürlich halte ich es doch nicht, denn ich "glaube" an den freien willen und das freie handeln der menschen