Sonntag, 31. Mai 2009

Freiheit und warum wir das Gewicht der Welt auf unseren Schultern tragen

Während es häufig scheint, als seien wir weit davon entfernt, unsere Situation willkürlich ändern zu können, so müssen wir uns zumeist eingestehen, nicht einmal uns selbst ändern zu können; geprägt von der Kindheit, gezwungen von Befehlen, gezwungen von Moral.

Doch wie könnten wir Freiheit als jene erkennen, gäbe es keine Widerstand leistende Welt? Wichtig ist, nach Jean Paul Sartre (1905-1980), klarzustellen, dass der freie Mensch nicht unbedingt erreicht, was er zu erreichen versuchte, sondern lediglich in der Lage ist zu bestimmen, was er will.

Der freie Mensch ist zwar frei zu wählen, aber seine Freiheit selbst, die kann er nicht wählen. Freiheit als ein dem Faktum (Gegebenen) Entrinnen. Interessanterweise, muss man feststellen, dass es auch das Faktum des dem Faktum Entrinnens gibt. Dies bezeichnet Sartre als die Faktizität (Geworfenheit) der Freiheit.

Er definiert die Freiheit als ein „verlassen sein von Führung“, da der Mensch in ihr als Entscheidungen-Treffender für alles verantwortlich ist. Dieser kann sich also auch nicht beklagen, da er seine Situation stets selbst gewählt hat.

Als Beispiel führt Sartre den Krieg an, der keinesfalls „unmenschliche“ Verhältnisse schafft, da er ja vom Menschen geführt wird. Jeder der hierdurch Schlechtes erfährt, ist weiterhin selbst dafür verantwortlich Schlechtes zu erfahren, da er ja wählen könnte, nichts Schlechtes durch den Krieg zu erfahren, beispielsweise durch Selbstmord.

Natürlich hängt die Wahl von der Gewichtung der eigenen Werte ab, so ist vielen sicherlich das Leben der wertvollste Schatz, sodass sie eher diese schlimme Periode miterleben möchten, als garnichts mehr mitzuerleben. „Wie dem auch sei, es handelt sich um eine Wahl.“


Jeder Mensch ist verurteilt frei zu sein.-


Nach Jean-Paul Sartre – Jesse, Tim, Nicki

2 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

Das Faktum der Freiheit würde ich fast wie Kant als eine Naturgesetzmäßigkeit bezeichnen. Ich weiß nur nicht, ob Satre den Kant überhaupt mochte, Ich finde den französischen Existentialismus jedenfalls sehr anziehend und optimistisch. Das Gewicht der Freiheit ist allerdings ein schweres Päckchen mit dem nicht jeder in die Welt Geworfene zurecht kommt.

Anonym hat gesagt…

Der Bezug zu Kant ist durchaus berechtigt. Sartre selbst bezieht sich in "Der Existentialismus ist ein Humanismus" auf Kant, indem er die Unterschiede zwischen christlichem Existentialismus (z.B. Jaspers) und atheistischem Existentialismus(Heidegger, Sartre selbst) darlegt. Nach Kant hat jeder Mensch eine "menschliche Natur" inne, welche den Menschen als solchen auszumachen scheint. Der Mensch leitet sich somit von einer Allgemeinheit ab, jedem sind die selben Grundeigenschaften inne. Dies lässt sich durchaus als Determination des menschlichen Wesens bezeichnen. Das menschliche Wesen (Sartre: Essenz)geht somit der Existenz voraus. Der atheistische Existentialismus wiederum verwirft die Anwesenheit eines höheren, den Menschen schöpfenden Wesens. Fakt ist, der Mensch existiert (Geworfenheit)bevor er sich selbst ein Wesen (Essenz) verleiht. Die Existenz geht der Essenz voraus. Man ist durchaus geneigt, Sartre mit Kant in Bezug zu stellen, Sartre tut dies ja selbst, indem er Kant als Vertreter des christlichen Existentialismus bezeichnet. Allerdings besitzt das System Kants durchaus determistische Züge, welche Sartre konsequent verwerfen würde.
Sartre und Kant wären vermutlich nicht beste Freunde geworden.

-F.H.-