Donnerstag, 24. Dezember 2009

Klaus Klocks fordert den olympischen Zeitgedanken

Heute ist Endspurt angesagt, der 4-Wochen-Marathon auf den Weihnachtsmärkten neigt sich dem Ende zu. Die roten Glühweinflecken auf der Jacke, verursacht durch das Konsumentengedränge in den Fußgängerzonen, verschiebt sich auf Omas weiße Tischdecke. Das rote Tetrapack-Gesöff, veredelt mit billigem Zimtgeschmack, Zigarettenrauch und Raffinadezucker, scheint bis nächstes Jahr Lebewohl zu sagen.
Der eine oder andere plagt sich noch mit mannigfaltigen Auswurfgelüsten, da meldet sich Klaus Klocks (Meinungsforscher und Weihnachtsmarktsimmungsverweigerer) zu Wort. Angetrieben von einer saisonalen Dezemberdepression fordert er die Weihnachts-Medikation zu verringern und den olympischen Zeitgedanken für das Weihnachtsfest einzuführen. Heißt: Weihnachten nur noch alle 4 Jahre!
Schluss mit falscher familiärer Besinnlichkeit während des realen Heiligabendtheaters bei Oma. Schluss mit (... der Fantasie und den Erlebnissen sind keine Grenzen gesetzt). Vermutliche würde der arme Mr. Klocks zustimmen, wenn der große Kant erklärte, dass der Satz "Weihnachten ist überflüssig." ein analytisches Urteil sei. Zu rationaler Hochform angetrieben, würde Klocks sein wissenschaftliches Lebenswerk mit dem Nachweis krönen, dass dieser Satz vielleicht sogar ein synthetisches Urteil apriori sein könnte.
Klocks kennt als Meinungsforscher wesentliche Statistikdaten zum Fest aller Feste. Er führt in seiner Kolumne für die Frankfurter Rundschau an, dass die meisten Morde zwischen Menschen geschehen, die sich kennen. An Weihnachten kämen viele Menschen zusammen, die sich kennen! Da erhält das Wort 'Familienbande' einen unangenehmen Beigeschmack. Besonders wenn nach der abendlichen Mahlzeit gleich die neuen Geschenke ausprobiert werden - das neue Brotmesser, die neue Kettensäge, der Flitzebogen oder die schottische Single-Malt-Flasche -, um eine ultimative Weihnachtsdiskussion zu führen und familiäre Meinungsverschiedenenheiten auszuräumen, so Klocks. ... Im Hintergrund heult der kleine Lord, demoliert Bruce Willis einen Flughafen oder tönen Marianne und Michael aus dem neuen Flachbildschirmfernseher, der staatsbürgerlich bewusst gekauft, das konjunkturelle Krisenjahr fast vergessen lässt. Weihnachten nur noch alle 4 Jahre! Das wäre schön, aber nicht gut für die Binnenwirtschaft. So wäre zwar die saisonale Dezemberdepression von Klocks und anderen nickenden Köpfen bekämpft, aus der alle 4 bis 5 Jahre stattfinden Wirtschaftskrise würde aber eine jährliche werden ... nicht auszudenken, was die chinesischen Spielzeugfirmen machen würden, wenn dort für Europa keine mit Pestiziden verseuchten Teddybären mehr gefertigt würden ... obwohl (...) das könnte man doch einfach mal riskieren ...

(...) Wenn einem soviel Weihnachten widerfährt, ist das wohl einen Klocks wert (...)

2 Kommentare:

Severin hat gesagt…

Klingt toll. Wenn es einem wirklich um die Besinnlichkeit und den Familienzusammenhalt geht ... also ich zumindest brauche dafür keinen Coca-Cola-Mann oder einen nadelndes Gestrüpp in der Bude.

Anonym hat gesagt…

ja, stimme dir voll zu. das einzige "geschenk", das ich tatsächlich (auch als weihnachtsverweigerer) gekauft habe, war ne tüte grünlinge von vitakraft für meinen hasen ... der nadelt ja gottseidank nicht :-)