Dienstag, 24. September 2013

Der Dalai Lama in Steinhude




Die Schülervertretung des Gymnasiums Mellendorf hatte zusammen mit Frau Schwarz den kurzfristigen Entschluss gefasst, mit einigen Schüler die einmalige Gelegenheit zu nutzen, den höchsten Vertreter des tibetischen Buddhismus, den 14. Dalai Lama, in Steinhude anzutreffen. Dies war nur möglich geworden, da Herr Kreutzer- Geddert, welcher sich selbst dem Buddhismus zugehörig fühlt, ein Gruppenticket für bis zu 30 Schüler organisiert und finanziert hatte. Dank dieser großzügigen Spende konnten sämtliche Schüler nahezu kostenfrei teilnehmen, wofür wir uns auch hier noch einmal ausdrücklich bedanken möchten!
 Der große Vorteil des Gruppentickets bestand darin, dass wir in einem eigens abgegrenzten Bereich nur wenige Meter von der Bühne, auf der der Dalai Lama später sprechen sollte, entfernt sitzen konnten. Die Anreise verlief gut, aber eng, da es vom Wunstorfer Bahnhof im  rappelvollen Linienbus nach Steinhude ging. Anders als erwartet hatte das Veranstaltungsgelände auf der Badeinsel nicht den typischen Großveranstaltungsflair. Sämtliche Zuhörer hatten sich auf Decken oder Isomatten niedergelassen und auch größenmäßig war es überschaulicher als zuvor gedacht. Neben Verkaufsständen für buddhistische Besonderheiten gab es Getränkestände und Zelte, in denen man asiatische Spezialitäten wie Reisgerichte oder Frühlingsrollen erwerben konnte. Die Atmosphäre war angenehm entspannt.
Nach einer Einführung durch den Veranstalter mit kräftiger Unterstützung des Kinderchors Wunstorf erreichte der Dalai Lama das Gelände. Da er auf dem Weg zur Bühne direkt vor dem Publikum entlangging, standen wir nur einige Zentimeter entfernt, als er sich lächlend der Bühne näherte. Einigen schüttelte er sogar die Hände oder segnete sie mit Hilfe der tibetischen buddhistischen Khataks, die einige Besucher ihm hinhielten. Der Friedensnobelpreisträger hielt seine Rede auf Englisch, doch ein Übersetzer fasste die einzelnen Abschnitte alle paar Minuten auf Deutsch zusammen. Das war sehr hilfreich, denn der Dalai Lama sprach teils sehr undeutlich und mit einem starken Akzent.

In seiner Rede befasste er sich vor allem mit Vergebung, Toleranz und der Frage, nach dem friedlichen Zusammenleben aller Menschen. Nicht umsonst hatte der Veranstalter zuvor angekündigt, dass „compassion“ (eng. Mitgefühl, Mitleid) eines der meist verwendeten Wörter des Dalai Lamas sei. Dieser betonte vor allem die Verantwortung der Jugend, sich eine Meinung zu bilden und für Freiheit und Gerechtigkeit einzutreten, da sie die Zukunft dieser Welt sei. Ein ebenfalls herausragender Aspekt seiner Rede war, dass nur unsere Feinde uns helfen können, wahre Vergebung zu üben und uns diese Fähigkeit, unseren Feinden zu vergeben, von den Tieren unterscheidet. Auffällig war, dass der Dalai Lama sehr entspannt war und seine Worte mit vielen Beispielen, kleinen Anekdoten, Gestik oder spontanem Lachen untermalte. Das Lachen des Dalai Lamas sprang dabei sofort auf das Publikum über und lockerte die Atmosphäre zusätzlich auf.

 Nach über einer Stunde Redezeit folgte eine umfangreiche Fragerunde. Hier hatten alle Zuschauer die Chance, Fragen an Seine Heiligkeit zu stellen. So kamen noch einmal interessante Themen wie die Vergangenheit des Dalai Lamas, unterernährte Kinder in Afrika oder Vegetarismus auf. Hierzu äußerte sich der Dalai Lama sehr umfangreich, indem er aus seinem eigenen Leben erzählte und meinte, er wäre mit ganzem Herzen Vegetarier, müsse jedoch auf ärztlichen Rat Fleisch zu sich nehmen, da er nach 20-monatiger vegetarischer Lebensweise an Gelbsucht erkrankt sei. Auch in der Fragerunde ging es frei zu, sodass auch kleinere Fragen von Grundschülern, zum Beispiel ob er Erdnussbutter möge oder ein Handy besäße, beantwortet wurden (ja und nein). Nach der Fragerunde verlies der Dalai Lama die Bühne und bot damit Platz für vier tibetische Mädchen, die kurz von der Flucht vom Tibet nach Indien berichteten und Werbung für ihre Unterstützung machten.
Alles in allem war es ein unglaublich interessantes und inspirierendes Erlebnis, den Dalai Lama und sein so bekanntes Lachen persönlich erleben zu dürfen. Ob die durchaus heftige und kontroverse Kritik an dieser Person gerechtfertigt ist, darüber können wir uns nur anhand dieses Treffens keine Meinung bilden. In einer Sache sind wir uns allerdings einig: Tendzin Gyatsho, der 14. Dalai Lama, ist eine sehr charismatische Persönlichkeit, deren am Donnerstag erläuterten Ansichten über das Zusammenleben auf diesem Planeten, wir nur zustimmen können.

Luna Gebauer, Tilman Klose

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