Mittwoch, 10. September 2008

Der Hoden oder die Frage nach der Moral

Annahme
Man stelle sich folgende Situation vor: Treffen sich zwei Affen. Sagt der Eine: "Hey, Alter, wusstest du, dass alles von uns, auch unser Gehirn, nahezu identisch mit dem Menschen ist. Einzige Ausnahme: Der Hoden!" Antwortet der Andere: "Dann muss es am Hoden liegen, dass die sich gegenseitig totschießen und die Umwelt zerstören - und wir nicht!"

Der Schüler als moralphilosophischer Untersuchungsgegenstand
Ständig bemühen wir die Moral. Wir bemühen moralische Schubladen, um Menschen und ihr Verhalten einzuordnen und zu bewerten. Wir beklagen sogar, dass die Gesellschaft moralisch verfällt etc. Auf diesem Hintergrund haben die Muckrackers den Versuch unternommen den Schüler (an sich) in bestimmte Moralkategorien einzuteilen. Dabei entstanden zwei Modelle:

1. Modell/These:

  • Die Egoisten: Alles was sie tun oder lassen zielt nur auf den eigenen Vorteil ab. Die Gewissenhaften: Sie haben immer alle Hausaufgaben erledigt, weichen so gut wie nie von Regeln ab und versuchen so ihr Ziel (Abschluss in diesem Fall) zu erreichen. Hierzu gehören auch die Pflichtbewussten, die einfach ihre Hausaufgaben machen, weil es Schülerpflicht ist.
  • Die Sozialen: Sie helfen anderen, ob nun aus dem Beweggrund des Ansehens oder um selber Vorteile daraus zu schöpfen.
  • Die Hinterhältigen: Sie wollen nicht nur ihr Ziel erreichen, sondern sabotieren sogar andere um besser dastehen zu können. Typisches Verhalten: Sie schreiben die Hausaufgabe ab und melden sich dann ganz dreist in der Stunde, um die "fremden" Ergebnisse vorzutragen und eine gute Bewertung einzuheimsen.
  • Die "Feigen"/"Bereuer": Ähneln den Gewissenhaften; sie haben fast immer alle Aufgaben, so dass sie häufig von anderen z.B. um das Abschreiben von Hausaufgaben gebeten werden. Die werden dann auch herausrückt, weil sie nicht als "Assi" dastehen wollen oder weil sie vielleicht selbst einmal die Hausaufgaben abschreiben müssen und fürchten, dann keine zu bekommen. Häufig gibt es dann auch das spätere Bereuen, da sie eigentlich wissen, dass ihr Verhalten moralisch falsch war und sie der Person, die sie abschreiben lassen haben damit kein Gefallen taten. Bei ihnen wird am ehesten der Konflikt zwischen zwei Wertvorstellungen offenbar, denn ist der Abschreibende ein Freund, so sagt dem Bereuer sein Empfinden: "Einen Freund lässt man nicht im Stich!" Andererseits weiß er, dass er dem Freund keinen Gefallen tut.


2. Modell/These:

Alle Menschen sind Egoisten, nur die Ausprägung macht den Unterschied, d.h., ein gewisser Grundegoismus, besser Selbsterhaltungstrieb, ist allen Menschen von Natur aus gegeben. Allerdings gibt es Egoisten, die über den gesunden Selbsterhaltungstrieb hinaus anderen schaden, wobei wir es dann mit von uns sog. "hinterhältigen" Egoisten zutun haben. Dann gibt es noch soziale und gewissenhafte Egoisten die sich mit der Definition von Modell 1 decken mit einem Schuss Grundegoismus.
Problematik beider Modelle: Menschen sind keine Roboter, auch wenn sich festhalten lässt, dass, obwohl jeder Mensch in eine dieser Kategorien mehr oder minder passt, sich Menschen von Situation zu Situation anders entscheiden können, hinzu kommen zwischenmenschliche Beziehungen(Freunde, Unbekannte, Feinde), die ebenfalls unsere Entscheidung, wie egoistisch wir uns verhalten, beeinflussen.

Schlussfolgerung: Was ist Moral?

Jetzt war es an der Zeit fest zu stellen, was ist Moral? Zunächst einmal: Menschen sind Herdentiere und in einer Gemeinschaft ist es wichtig in Kategorien, z.B. Gut und Böse, einteilen zu können. Das bedeutet, Moral ist grob gefasst ein Wertesystem/-raster, durch das man seine Mitmenschen jagt, um ihnen den Stempel gut oder böse aufdrücken zu können. Moral ist also eine Art von Bewertung, aber wie kommen wir zu so etwas? Bei uns gab es mehrfach die Vermutung, Moral sei Instinkt bzw. basiere auf selbem. Dafür spräche, dass der Selbsterhaltungstrieb, der zweifelsohne ein Instinkt ist, uns dazu bewegt in gut und böse oder gefährlich, ungefährlich und bei Herdenmitgliedern in hilfsbereit und "Assi" einzuteilen. Wie früh diese Fähigkeit bereits vorhanden ist zeigt folgendes Beispiel: Das Ergebnis neuester Studien mit Babys lassen vermuten, dass die Anlage von moralischer Beurteilung von Geburt an gegeben ist. Die Forscher spielten sechs Monate alten Babys eine Szene mit Klötzchen vor: Drei Klötzchen waren beteiligt: Ein Klötzchen versuchte einen Berg zu ersteigen, ein zweites half. Dazu kam ein dritter Stein, der ersteres Klötzchen vom Gipfel stieß. Nachher wurden die Babys vor die Wahl gestellt, ob sie Helferstein oder Schubserstein nehmen würden. Mehrheitlich entschieden sich die Säuglinge für das "soziale" Klötzchen. Auf dieses Beispiel folgte in unserer Gruppe das Aufgreifen einer Bemerkung die am Anfang der Diskussion fiel: "In unserer Gesellschaft ist ein moralischer Verfall zu beobachten." Das führte zu der These, dass umso freier eine Gesellschaft lebt und umso mehr toleriert wird, desto mehr verschiedene Moralvorstellungen treten auf, die es schwierig machen "alle unter einen Hut zu bekommen".

Übrig bleibt die Frage, ob der eingangs erwähnte Hoden tatsächlich den Unterschied ausmacht ...

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