Sonntag, 5. Juli 2009

Von Spinoza, Klopapier und Computerspielen - die Essay-Preisträger

Dass Philosophie nicht weltfremd, langweilig, abgehoben und unmodern ist, haben etwa 200 Schüler mit 70 beim Essay-Wettbwerb zum Leibniz-Tag 2009 eingereichten Beiträgen bewiesen. Die besten sechs Essays wurden Anfang Juli im Rahmen des Leibniz-Tages während der Festveranstaltung im Historischen Museum zu Hannover prämiert. Das Gymnasium schloss dabei hervorragend ab, denn Charlotte Dase gewann mit dem 6. Platz einen Amazon-Buchgutschein und Marie-Céline Gräber erreichte mit ihrem Essay den ersten Platz. Die ersten drei Preisträger durften sogar ihre verfassten Zeilen vollständig vor dem Publikum vorlesen. Dabei war die inhaltliche Bandbreite enorm: Mit Bezügen zu Spinoza, zu Klopapierrollen und zum Computerspiel "SimS" zeigten die Schüler, dass sie in der Lage sind, auch ein schweres philosophisches Thema konstruktiv und kreativ aufzuarbeiten und gedanklich eigene Wege zu beschreiten. Die Jury sei - so Matthias Behne Philosophielehrer der Leibnizschule/Hannover - von der Originalität und Qualität der Beiträge positiv überrascht gewesen.


Hier die ersten drei Plätze:

1. Platz: Marie-Céline Gräber (Gymnasium Mellendorf)
2. Platz: Laurin Fieber, Jonas Kahle und Florian Kluger (Georg-Büchner-Gymnasium Seelze)
3. Platz: Karsten König (Leibnizschule Hannover)

Einen kleinen Wermutstropfen hatte die Festveranstaltung: Während die Schüler bewiesen, dass sich theoretische Überlegungen zu philosophischen Fragen und ein gelungener Vortrag nicht ausschließen, hielt der philosophische Fachmann Prof. Leinkauf einen sehr langweiligen - inhaltlich aber brillanten - Festvortrag zu Leibniz' Naturkonzeption und dessen optimistische Weltsicht. Warum nutzen die Universitätsprofessoren solche Gelegenheiten nicht, den Vorurteilen über die Philosophie mit einem publikumsgerechten und alltagsnahen Vortrag entgegenzutreten? Stattdessen sprach der Mann von "a priori", "aposteriori", "res cogitans" und "res extensa" - also alles Vokabeln, die sowohl Schüler als auch mitgekommene Eltern völlig verständnislos aufnahmen. Ein Vater kommentierte den Vortrag des Professors aus Münster: "Ich habe nichts, aber auch gar nichts verstanden!" Schade, Herr Professor Leinkauf ...

weitere Artikel zur Veranstaltung in der HAZ vom 4. Juli 2009: Klick hier
Ein Dank gilt auch den Schülern des Gymansiums Mellendorf, die Marie-Céline und Charlotte trotz Ferien bei der Preisverleihung mit ihrer Anwesenheit unterstützt haben!!!

5 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

Insgesamt war die Veranstaltung für so ne offizielle Geschichte ganz in Ordnung, gut war auch das Opernzeugs, der Prof. war jedoch wirklich sehr schwierig. Ich habe nach ner Viertelstunde abgeschaltet und beobachtet, wie der Typ ständig am T-Shirt herumzog ... Ich verstehe es einfach nicht, warum die sich vorher nicht überlegen, wer dort die Zuhörer sind. Der Vortrag war abgehoben und kompliziert ...

Nicolas Melvyn hat gesagt…

händel war noch nie so mein ding.

zu dem vortrag des professors möchte ich sagen, dass so etwas auf mich stets eine besondere faszination ausübt. es ist wie eine verworrene architektur. ich verstehe sicherlich keinesfalls auch nur die hälfte, aber man spürt doch die idee, die dieses besondere ausstrahlt.
gerade solche erlebnisse sind es, die mich eher noch mehr anspornen, mich mit dem thema zu beschäftigen, weil ich mehr verstehen möchte.

aber sicherlich haben sie recht, geeigenet für diesen rahmen war es keinesfalls.
doch waren tim und ich uns einig, wenn man in so einem grauen verschwitzten t-shirt bei einer solchen veranstaltung neben den schlipsträgern stehen kann um einen vortrag zu halten, hat mans geschafft. haha.

Anonym hat gesagt…

richtig, so um die 6.ooo brutto müsste der kerl haben. offensichtlich nicht genug, um sich ein ordentliches t-shirt zu kaufen ... mir ging es hauptsächlich um die vortragsform ... wir sollen euch in der schule beibringen, etwas lebendig und einfalssreich rüberzubringen und dann soll es an der uni anders sein?

Nicolas Melvyn hat gesagt…

nun ja, das ist gerade die kunst der rethorik.
das übliche spiel, kompliziertes durch die richtigen worte einfach erscheinen zu lassen.

aber der philosoph ist ja nun nicht gleich der rethoriker. sicherlich ist der angepasste vortrag an die audienz eine herausforderung, denen nicht jeder noch so geübte denker gewachsen ist. einfach ist es keinesfalls.

ich denke also, man kann es ihm nicht zu übel nehmen, denn mit wohlwollender haltung konnte man doch wenigstens die einsicht, der unangemessenheit des eigenen vortrags erkennen.

aber, wie bereits angeklungen, hätte der gute mann mit mehr aufwand sicherlich ein passenderes ergebnis aufweisen können..

Anonym hat gesagt…

sicherlich ist der philosoph nicht gleich der bester rhetoriker, aber erinnere dich an aristoteles, der genau das als eine weitere notwendige qualifikation eines denkers gefordert hat. und wenn ich an karl jaspers verständnis von philosophie denke, der ja immer auch den drang zur mitteilung und kommunikation im philosophiegeschäft einschließt, sollte der professor auch gübt im rhetorischen vortrag sein ...