Freitag, 11. September 2009

Die Welt ist voll ... ja voll von was eigentlich?

Jedes Baby wird in eine für es unbekannte Welt hinein geboren. Es kommt aus seinem bis zur Geburt sehr begrenzten Lebensraum in eine Welt voll von... ja voll von was eigentlich? Um das herauszufinden benötigt jeder Mensch eine Sprache, die seine Umgebung für den Geist greifbar macht, sodass dieser ,,arbeiten" kann. Das Baby wird größer und fängt an einen Begriff für das ihm Vertrauteste zu finden: Zum Beispiel seine Mutter. Dieser Prozess wird weiter fortgeführt und das Kind lernt immer mehr Dinge und Personen zu benennen. So ist es bald schon möglich, die in manchen Momenten wichtigste Funktion von Sprache anzuwenden, die Kommunikation. Ein einfacher Appell an die Mutter, wie ,,HUNGER!", fordert eine in diesem Fall hoffentlich befriedigende Reaktion.
Der nächste Schritt ist, dass das Kind entdecken lernt. Im Zoo stößt es auf ein unheimlich großes, graues, Tier mit einem -wie die Mutter sagt- Rüssel. Da dieses Tier nun mal da steht, nimmt das Kind an, dass es wahr ist, dass es das Tier gibt. Nun beginnt die Tätigkeit des Geistes, auf dem Rückweg wird versucht das Erlebte in Worte zu fassen. Oder eins. Elefant. Im Kindergarten werden eifrig Erfahrungen ausgetauscht. Die eine Seite der Sprachphilosophie, das LOGOS, hat die ganze Nacht gearbeitet und versucht den Elefanten einzuordnen. ,,Der war mindestens so groß wie meine Mama.", heißt es. Oder ,,Der war mindestens so groß wie unser Haus."
Da alle objektive Wahrnehmung immer mit einer subjektiven Betrachtungsweise verknüpft ist, ist das Verhältnis von Wirklichkeit und Darstellung oft nicht realitätsnah. Selbst, wenn berichtet wird, was mit eigenen Augen gesehen wurde, so verarbeitet doch jeder Geist Erlebtes anders und fügt ihm andere Attribute hinzu. Dies ist die zweite Funktion von Sprache, Die Information oder Darstellung.
Die eine Seite, die verarbeitet werden musste, ist wie groß, wie breit, wie schwer der Elefant ist. Doch dann war da noch der eine Moment, als das Kind dem Elefanten eine Karotte geben durfte, und der graue Riese heran kam, mit tiefen, warmen Augen auf das Kind herunter sah und sich die Karotte behutsam aus der Hand nahm. In der nächsten Woche musste ein Elefantenkuscheltier her. Der andere Teil der Sprachphilosophie kommt zum Tragen, der MYTHOS. Der Elefant als Symbol für Vertrauen, Wärme, Weisheit, Freundschaft.
Das Kind wird immer mehr lernen, und dieser Prozess wird auch nicht aufhören wenn es als ,,erwachsen" geworden gilt. So baut sich nach und nach ein Gerüst um den heranwachsenden Menschen auf. Und dort befinden wir uns schon in der dritten Funktion von Sprache, dem Ausdruck der Lebensform. In der Weltansicht des jungen Menschen wird nun der Elefant immer für Vertrauen und Freundschaft stehen.

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Formales:
Blogbeitrag von: Jesse Bertram
Kurs: Q1/2 pl1
Datum: 04./09.09.09
Thema: Die Grundsätze der Sprachphilosophie und die Funktionen von Sprache.

1 Kommentar:

Anonym hat gesagt…

Das war heute eine wirklich gute Vorstellung. Man hat gemerkt, dass Du Dich sehr gut vorbereitet hast.
Hier müsste nochmals der Verweis darauf kommen, dass Philosophie und Sprache in einem Wechselverhältnis stehen. Das eien ist ohne das andere vermutlich nicht denkbar. Philosophie vollzieht sich immer als Sprachakt. Sprechen ist lt. Humboldt eine Denk-/Geistestätigkeit und somit natürlich eng mit Philosophie verbunden. Sehr umstritten ist die letzte Funktion von Sprache: Der Ausdruck von Lebensform bzw. Weltansichten, wie Humboldt es formuliert hat. Ich glaube, dass es sogar in einer Metakultur unterschuedliche Subkulturen und damit auch Sprachsysteme gibt.