Donnerstag, 3. September 2009

„Ist der Unterricht gut?“ – Formalisierung des Denkens

Philosophische Sprache braucht die Logik (Günther Patzig)
Die Sprache verwenden wir für reine Darstellungen. Sie braucht nach Professor Günther Patzig unbedingt die Logik! Doch warum ist das so? Auch wenn man keine Ahnung von Logik hat, ist man in der Lage zu sprechen!
Das liegt zunächst daran, dass es in Sprachen zu viel Mehrdeutigkeit gibt und alle Ausdrücke vage und wir sparsam mit Worten sind:
  • "Wie hell darf grau werden, bevor es weiß wird?"
Der Satz vom Widerspruch scheint ausgeschaltet. Man kann auf bestimmte Fragen nicht mit lediglich „Ja“ oder „Nein“ antworten:
  • „Ist der Unterricht gut?“
Man kann hierbei mit „ja/nein“ antworten aber wenn der Unterricht zwar gefällt, an einer anderen Schule jedoch besser ist, wie ist dann die Antwort: „Jein“ ?
Hier zeigt sich, dass es im Alltag nicht nur „Tertium non datum“→ „Ja Nein“ gibt, da dies unsinnig wäre. Man muss also im Falle von Prädikaten eine Definition hinzufügen!
Störender als die Vagheit jedoch ist die Mehrdeutigkeit. Darunter zählt zum Einen die Homonymie, in der gleiche Worte vollkommen verschiedene Sinnrichtungen haben, und zum Anderen die Äquivokation bei etymologischer Verwandtschaft:
  • Strauß: Vogelstrauß oder Blumenstrauß
  • Tau: Dickes Seil oder morgendlicher Niederschlag oder 19. griech. Buchstabe
Beispiele für systematische Äquivokation: Wörter wie „liegen“, „stehen“ und „sitzen“.
Die Eindeutigkeit ist von Nebenbedingungen abhängig!
Hierbei zeigt sich, dass man die Sprache nicht wörtlich nehmen darf. Zuvor müsste man die Möglichkeit der Notierung der formalen Logik nutzen, sodass ein Sinn eindeutig wird.

Bei einem im Unterricht gefallenden Beispiel, zeigt sich jedoch, dass es auch zu paradoxen Aussagen kommen kann:
  • Pinoccio sagt: „Ich lüge gerade“, was passiert? (Siehe dazu auch den Kommentar von Notas)
  • UND GANZ AKTUELL: Der Spitzenkandidat der Partei DIE LINKE in Thüringen, Bodo Ramelow, antwortet auf die Frage nach einem eventuellen Verzicht der LINKEN auf das Amt des Ministerpräsidenten: "Ich verzichte auf Aussagen über Verzichte." [Klick zum Nachrichtenbeitrag von www.heute.de]

Dieses lässt sich mit der Logik kaum auflösen und somit ist dies eine Grenze. Hier kann die Philosophie lediglich versuchen, nicht in Irrationalismus zu verfallen.

Wilhelm von Humboldt
Von Humboldt erklärt die Sprache als beständig und gleichzeitig vorübergehend. Selbst Aufzeichnungen sind unvollständig und dienen nur der Versinnlichung eines Geschehens/Gespräches. Seine Definition ist, dass Sprache eine immer andauernde Energeia (Tätigkeit) des Geistes ist, durch laute Gedanken auszudrücken.
Unser Chaos aus Regeln und Wörtern kann im Einzelnen nicht die Tiefe der Gedanken oder Gefühle beschreiben.

Stellungnahme/offene Fragen
Seine weiteren Thesen, z.B. im Bezug auf die Weltanschauung habe ich an dieser Stelle noch nicht verstanden und würde ich gerne noch klären.

------------------------------------------------
Formales:
Blogbeitrag von: Sonja Vogelsang
Kurs: Q1/2 pl 1
Datum: 02.09.2009
Thema: Sprache/ Formalisierung des Denkens

4 Kommentare:

Notas hat gesagt…

Leider ist das Pinoccio-Beispiel falsch. Es würde so keinen Sinn ergeben. Richtig wäre: "Pinoccio sagt: Meine Nase wächst jetzt"

Dieses Beispiel würde nämlich funktionieren ;)

Anonym hat gesagt…

ich glaube, das meinte sonja (vom sinn her betrachtet), wenngleich natürlich - und da gebe ich dir völlig recht -, die bedeutung tatsächlich eine andere ist ... schade, dass du heute nicht da warst, was eine sehr spannende diskussion ...

Notas hat gesagt…

Klar, hab mir auch gedacht, dass sie es so meinte, aber der Sinn der Formulierung ging halt verloren dadurch.

Von der tollen Diskussion hab ich auch schon gehört.
Aber ich denke, sowas wird es bis zu unserem Abitur noch oft genug geben :)

Anonym hat gesagt…

Es ist schon richtig, auf die Begriffsdifferenzierung hinzuweisen, schließlich ist das ja genau das, wofür wir mittwochs und freitags hinarbeiten ... ich hoffe, dass dann auch bei den ethisch-moralischen Diskussionen, die Debatte "hitzig" wird, d.h. mit Engagement in der Sache geführt wird.