Montag, 29. November 2010

Q 3/4: Honore de Balzac über das Künstlerleben

Balzacs Ständegesellschaft
Der Text „Das Künstlerleben“ von Honoré de Balzac aus der „Physiologie des eleganten Lebens“ erschien erstmals 1830. Er beschreibt einen der drei Aspekte des Gesellschaftsbildes Balzacs.
Balzac beobachtete während seiner Lebenszeit von 1799 bis 1850 drei grundlegende Arten des menschlichen Lebens: das Arbeitsleben, das Künstlerleben und das elegante Leben.
Der Arbeiter definiere sein Leben dadurch, dass er arbeite. Er lebe um zu überleben. Folglich sei er nur ein Instrument seiner Arbeit, entindividualisiert, gedanklich nicht frei und verfolge kein hohes Ziel. Balzac differenzierte jedoch zwischen verschiedenen Typen von Arbeitern: den Tagelöhnern und Soldaten, die der Zahl Null entsprechen würden (Null multipliziert mit etwas ist Null), den Bürobeamten, den Schneidern, die den Zahlen zwischen Null und Eins entsprechen würden und den Anwälten und Doktoren, die der Zahl Eins entsprechen würden.
Der Künstler definiere sein Leben dadurch, dass er denke. Er lebe frei. Er ist frei von gesellschaftlichen Konventionen, individuell, schaffe neue Ideen und beherrsche die Gesellschaft.
Der Elegante definiere seiner Leben dadurch, dass er nichts tue. Er lebe um die Ruhe zu beleben. Vorausgehend unterliege er einem völligen Ausschluss der Arbeit. Niemand könne elegant leben, wenn er einmal mit der Arbeit in Berührung gekommen sei.
Durch die Schilderungen Balzacs lässt sich eine klare Hierarchie bzw. Wertung innerhalb der drei Lebensformen finden: Eleganz als Schönheit bzw. das Gute. Eleganz lässt sich hier abstrahiert aus dem „ersten und zweiten Stand“ als intellektuelle Freiheit, Mühelosigkeit und Kultiviertheit definieren.
Kritisch betrachten lässt sich Balzacs System als eine Art Menschen-Klassen-Denken. In Konflikt steht hierbei die eigene kritische Intention Balzacs und sein eigenes Eingliedern in das System. Weiterhin lässt sich jedoch aus der übergeordneten Position des Künstlers zu der Gesellschaft eine moralische Verantwortung ihr gegenüber ableiten. Der Künstler müsse die Gesellschaft führen (Referenz Lukács). Diese Rolle steht jedoch in Konflikt mit der sonst sehr romantisch geprägten Auffassung zum Künstlerleben. Eine weitere Frage, die sich stellt ist, ob diese Einteilung noch auf unsere heutige Zeit zutrifft, sowie, ob sie überhaupt jemals zugetroffen hat?

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Blogbeitrag verfasst von Tim Pauli
Kurs: Q 3/4 PL1 und pl1 HEM
Datum: 15.11.2010
Thema: Honore de Balzac, Künstlerleben, Kunst als Ablichtung der gesellschaftlichen Verhältnisse

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