Sonntag, 7. November 2010

Q 3/4: Umberto Eco: Kunst heißt Arbeit

Der Bestsellerautor Umberto Eco schreibt in „Den Arbeitsprozeß erzählen“ aus der „Nachschrift zum Namen der Rose“, darüber wie ein Kunstwerk oder hier Schriftstück entsteht bzw. entstehen soll. Er stellt in seinen Ausführungen drei wesentliche Thesen auf.
Die erste sehr klare und provokante These lautet; der Autor dürfe nicht interpretieren. Er solle laut Eco lediglich seine Motivation erläutern. Man dürfe diesen Schritt dem Leser keinesfalls vorweg nehmen, sonst ginge die „poetische Wirkung“gänzlich verloren. Tut er dies nicht, lässt er immer neue Wege zu, die den Text (immer auch das Kunstwerk) „unverbrauchbar“ zu machen. Seine Haltung ist somit gegensätzlich zu Lukac, der ein Vertreter der politischen Kunst ist. Nach ihm soll der Autor deutlich aus seiner politischen Haltung heraus sein Werk interpretieren und so dem Leser die Interpretation vorgeben. Es soll kein Spielraum für andere Interpretationen bleiben.
Seine nächste These, ebenso wie seine Anderen, ist sehr eindeutig; Genie sei 10% Inspiration (natürlich,triebhaft..) und 90% Transpiration (Arbeit, Technik, Regeln usw.). Damit nimmt er sämtliche „romantische“ Vorstellungen eines Künstler. Er behauptet sogar, der der sagt im „Rausch der Inspiration“ geschrieben zu haben, sei ein Lügner. Seine Haltung entspricht in dieser These seiner Biographie, denn Eco selber ist Sprach- und Literaturwissenschaftler. Das heißt er beherrscht die 90% Transpiration, die ein Genie ausmachen. Somit ist dies vielleicht auch als Eigenlob zu verstehen. Es hieße aber auch, dass so gut wie jeder mit Fleiß ein guter Künstler sein könnte. Er rückt das Schaffende weit in den Vordergrund und stellt damit die Gegenpostion zu Baudelaire dar. Dieser behauptet die Kunst an sich sei der Wert, also rückt mehr die Inspiration in den Vordergrund.

Mit seiner letzten These untermalt er seine Ausführungen noch einmal, in dem er sagt, dass sich jeder, wenn auch mancher unbewusst, den Verfahrensregeln bediene. Mit den Verfahrensregeln meint er zum Beispiel die klassische Dramentheorie, Bildkomposition oder die Sonatenhauptsatzform. Entweder man bedient sich bewusst diesen Regeln oder man wählt eine individuelle Form. Doch selbst in dieser individuellen Form stecke eine Regel, die, sich nicht der eigentlichen zu bedienen.
Letzten Endes resultieren Ecos Ausführungen in einer „Anleitung zum Erstellen eines Kunstwerkes“.

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Formales:
Blogbeitrag von: Johanna Denfeld
Kurs: Q 3/4 pl1 und pl2
Datum: 11.11.2010
Thema: Umberto Eco: Über den Arbeitsprozess erzählen


Umberto Eco im Gespräch:

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