Montag, 8. November 2010

Q 3/4: Heidegger - das Entsetzliche ist schon geschehen

Was Martin Heidegger (1889-1976) mit dem Entsetzlichen meint, beantwortet er schon in seinem ersten Satz aus seiner Abhandlung "Das Entsetzliche ist schon geschehen". Er meint damit das Einschrumpfen aller Entfernungen in Raum und Zeit. Die Tatsache, dass man zu der Zeit fremde Kulturen andere Länder, das Keimen und Gedeihen von Gewächsen, quasi alles Mögliche, wovon man nichts wusste, sofort durch die Medien vor die Füße gelgt bekommt, lässt für Heidegger die Welt in einer neuen Ansicht erscheinen. Die Menschen befinden sich in einer Welt, in der alles "in das gleichförmig Abstandslose zusammengeschwemmt wird". Wir können keine Nähe mehr zu den Dingen spüren. Der Begriff Nähe wird von Heidegger nicht klar definiert. Er sagt nur, dass diese Nähe nicht im geringen Maß der Entfernung bestünde. Mit Nähe ist hier der Bezug zu den Dingen gemeint. Dieser Bezug kann nur durch den persönlichen Einsatz erreicht werden. Man muss sich mit den Dingen (bzw. auch Gegenständen) präzise auseinandersetzen, um Heideggers Nähebegriff spüren zu können. Die Menschen haben nach Heidegger diese Nähe leider aus der Welt verbannt, denn sie gäben ihr keine Chance zu existieren. Die Nähe bleibt somit aus, wird von uns abgewehrt und mit ihrem Ausbleiben bleibt auch die Ferne aus, die uns nach Heidegger einen Reiz geben kann, Nähe überhaupt spüren zu wollen, eben genau, weil die Dinge uns "fern" sind. Die Nähe und die Ferne stehen in sehr enger Beziehungung zueinander. Für Heidegger ist der Mensch in diesem Zusammenhang ein innerlich abgestumpftes Lebewesen, welches in einem einheitlichen Brei lebt, wo "alles gleich nah und gleich fern ist." Es ist ein großes Unglück, welches über die Welt gekommen sei. Der Mensch soll sich wider mit den Dingen beschäftigen und die Erkenntnis bzw.die wirkliche Nähezu ihnen durch einen eigenen Prozess aufbauen. Hätte der Mensch genauer nachgedacht, wäre es nicht zu so einem Zustand gekommen, in dem Raum und Zeit auf das engste zusammengerückt worden sind. Für Martin Heidegger ist dieses Zusammenrücken sogar noch unheimlicher als ein Auseinanderplatzen von allem. Im Grunde genommen hat der Mensch die Welt schon quasi ausgelöscht. Wenn der Mensch von Anfang an Bedenken gehabt hätte, hätte er realisiert, dass man nicht nur auf die Folgen achten soll, sondern mehr Aufmerksamkeit den Ursachen widmen muss.
"Das Denken lernen wir, in dem wir auf das achten, was es zu bedenken gibt." Dieses Zitat von Heidegger zeigt, dass das Denken bei den Menschen zu spät eingesetzt hat. Und das, was zu spät bemerkt wurde, kann nicht mehr rückgängig gemacht werden, denn: "Das Entsetzliche ist schon geschehen."

Fünfteilige Serie zu Martin Heidegger. Originalaufzeichnung von 1975. Weitere Teile zu finden unter www.youtoube.de, Stichworte: Martin Heidegger







-------------------------------------------
Formales:
Blogbeitrag von: Kosta Nikolaidis
Kurs: Q 3/4 pl1 und pl2
Datum: 01.11.10
Thema: Martin Heidegger, Ästhetik, das Entsetzliche ist schon geschehen

1 Kommentar:

Lilli Corleona hat gesagt…

Das hat mir grad eine eine super Einleitung für meine Hausarbeit zur emprischen Sozielforschung zum Thema Smartphones geboten.
Ich habs nicht vergessen :)