Montag, 14. November 2011

Susan Sontag: In Platons Höhle ...

Fotografie-ein Mittel zur Erkenntnis?

Fotografie- unser neues Kursthema in Philosophie. Um gleich einen philosophischen Bezug zum Thema zu finden, beschäftigen wir uns momentan mit dem Text „In Platos Höhle“, ein Ausschnitt aus dem Werk „Über Fotografie“ von Susan Sontag.
Der Titel verweist auf das Höhlengleichnis von Platon und lässt dadurch schon auf ein zentrales Thema des Textes, die Erkenntnis, schließen.
Im ersten Teil ihrer Ausführungen definiert die leidenschaftliche Fotojournalistin Sontag die Fotografie über drei Punkte:

1. Aneignen des fotografierten Objekts durch den Fotografen
2. Der Fotograf setzt sich in Beziehung zu diesem Foto/der Welt
3. Fotografie vermittelt Erkenntnis und damit Macht

Für Sontag vermitteln Fotografien den größten Teil der Erkenntnis („Fotografien sammeln heißt die Welt sammeln“). Diesen empirischen Erkenntnisansatz bezieht sie allerdings nur auf Fotografien, da diese im Gegensatz zur Malerei und Literatur, welche nur subjektive Interpretationen der Wirklichkeit sein können, kleine Miniaturrealitäten sind. Trotz ihrer Manipulierbarkeit gelten sie für Sontag als unwiderleglicher Beweis.
In einer Diskussion stellten wir fest, dass aus unserer Sicht der Fotograf das Aneignen eines Objekts beim Fotografieren dazu nutzen kann, die Situation auf eine bestimmte Weise darzustellen und den Betrachter nur bestimmte Dinge sehen zu lassen. Nur der Fotograf kennt die komplette Wahrheit und hat die Macht, diese zu beeinflussen. Hier wird die Parallele zu einem anderen Empiristen deutlich. Francis Bacon formulierte schon 1597 „Wissen ist Macht“
Sontag schreibt allen Fotos eine Aggressivität zu, welche diese durch ihre ständige Präsenz erhalten, unabhängig von der Art der Fotografie. Gleichzeitig wird für sie aber auch das Verstehen der Vergangenheit und der Gegenwart nur durch diese Fotografien möglich. Diesen Punkt haben wir im Kurs diskutiert und haben festgestellt, dass für uns eine Erkenntnis durch Fotos maximal auf einer emotionalen Ebene möglich ist, da wir niemals eine Beziehung zur fotografierten Situation sondern nur zum Foto selbst aufbauen können.
Fotografie hat sich laut Sontag selten selbst als Kunst aufgefasst, auch wenn durch stilistische Experimente dieser Weg mittlerweile bereitet wurde.
Schon in dieser ersten Einheit zur Fotografie haben wir ausgiebige Diskussionen geführt, weshalb ich mich auf eine spannende Zeit mit diesem Thema freue.


Literatur: „In Platos Höhle“,Susan Sontag,Über Fotografie, Frankfurt 1980

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Blogeintrag von: Louisa Backhaus
Kurs:11 pl g4N
Datum: 09.11.2011
Thema: Fotografie
Blogtitel: Fotografie-ein Mittel zur Erkenntnis?

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