Donnerstag, 26. November 2009

Wären wir Hopi- Indianer …

Ja, was wäre dann - abgesehen davon, dass wir alle lange schwarze Haare hätten und bunt bemalt durch die Gegend springen würden? Wir würden eine völlig andere Sprache sprechen, die – was viel wichtiger ist – eine grundlegend verschiedene Grammatik hat.
Und warum stellt man solche Überlegungen an? Um unsere Welt besser zu verstehen natürlich. Und wer stellt solche Überlegungen an? Benjamin Lee Whorf, ein amerikanische Linguist des frühen 20. Jahrhunderts. Er begründete das Linguistische Relativitätsprinzip, was herzlich wenig mit Physik zu tun hat, und stellte die These auf, dass Sprache die Struktur unseres Denkens und somit unser Weltbild festlegt.
Jeder Mensch, Europäer als auch Hopi- Indianer, nimmt „Kategorien und Typen“ aus der phänomenalen Welt heraus, teilt sie sozusagen ein. Aber diese Differenzierungen, die wir treffen, seien nicht schon in der Wirklichkeit vorhanden, sondern würden von uns selbst getroffen. Oder besser gesagt durch die Strukturen, die durch die Grammatik in unserem Geist geschaffen - denn die Grammatik dient nicht nur der Ausformulierung unserer Gedanken - worden sind. Diese Strukturen, also die Sicht auf die Welt, seien, so Whorf, ein „Abkommen, das für unsere ganze Sprachgemeinschaft gilt und in den Strukturen unserer Sprache kodifiziert ist.“ Hier sieht man schon, dass die Grammatik und das Weltbild ein enges Verhältnis haben und sich beides in beidem widerspiegelt, es stellt sich natürlich die Frage: Was war zuerst da? Grammatik oder Weltansicht? Huhn oder Ei?
Dieses Abkommen versteht Whorf nicht als einen Vertrag, den alle Muttersprachler unterzeichnet haben, sonder es ist „implizit und unausgesprochen“, aber dennoch ist „sein Inhalt absolut obligatorisch“. Der Mensch ist also nicht frei. Was auch gleich Whorfs nächster Punkt ist: Der Mensch sei durch die Grammatik nicht frei und kann auch nicht völlig unparteilich sein. Jedoch gibt es eine Möglichkeit zu mehr Freiheit zu gelangen: Man „lernt“ viele Sprachen – also auch viele Grammatiken und Abkommen – und erhält Stück für Stück ein bisschen mehr Freiheit, indem man sich unterschiedliche Weltansichten aneignet und dadurch langsam einen Metablick auf die Welt bekommt.
Jedoch ist bei der Auswahl der Sprachen, die man lernen möchte zu beachten, dass Sprachen gleichen Ursprungs, zum Beispiel die indogermanischen Sprachen, auch ungefähr das gleiche Weltbild haben, da die Grammatik relativ ähnlich ist. Um also eine völlig neue Sicht auf die Welt zu bekommen, sollte man eher „exotische“ Sprachen wie Chinesisch, Japanisch oder auch Hopi- Indianisch wählen.
Wie es nun genau ist Hopi- Indianer zu sein und auf die Welt zu blicken, kann ich schlecht beurteilen, aber nach Whorf wäre es etwas anderes als in Deutschland zu leben und Deutsch zu sprechen.

Stellungnahme:
Ich denke, dass man allein durch trockene Regeln, die die Grammatik nun mal bilden, keine Weltanschauung begründen kann. Weiterhin ist fraglich wie Whorf die unterschiedlichen Ansichten einzelner Individuen begründen würde. Haben wir dann alle eine eigene Grammatik?

Externer Link zu den Hopi-Indianern und den Besonderheiten ihrer Sprache: [klick]

--------------------------------------------------------
Formales:
Blogbeitrag von: Marianne Kind
Kurs: Q1/2 pl1
Datum: 25. 11. 2009
Thema: Das Linguistische Relativitätsprinzip nach Benjamin L. Whorf

Keine Kommentare: