Samstag, 21. August 2010

Q 3/4: Einführung in die Ästhetik oder ganz viel Neues

Der goldene Schnitt als Urbild des Schönen?

„Ästhetik, das ist doch eigentlich ganz einfach. Was ist schön und was nicht?“ So ungefähr malte ich mir das dritte Semester in Philosophie aus. Das ich damit voll daneben lag, stellte sich schon bald heraus, denn ich war mir über vieles nicht im Klaren.
Zum einem nicht über die Definition der Ästhetik, die Alexander Gottlieb Baumgarten 1750 aufstellte und lautet: „ Die Ästhetik [...] ist die Wissenschaft der sinnlichen Erkenntnis.“ Die sinnliche Erkenntnis wird hier mit Wahrnehmung aufgefasst, ob mit den Augen oder Ohren oder sei es eine Vision oder ein Traum. Baumgarten stand in der antiken Begriffsauffassung von Ästhetik: 'aistesis' (Sinnerwahrnehmung, Sinnesempfindung).
Und es kam noch mehr: Was die Ästhetik beinhaltet, ist in ihrer Geschichte stark umstritten worden. Sei es nun das Schöne und Erhabene oder auch das Hässliche? Das klärten wir dann aber auch nicht (Ich hoffe, dass das noch kommt, denn das ist bestimmt interessant.) und es kam etwas, das mir dann doch schon bekannt war.
„Schön“, dachte ich erfreut und fasste es damit zusammen. Das Wort „schön“ impliziert eine Bewertung und hat immer eine positive Konnotation, es verursacht also Freude und Lust. Als ästhetischen Begriff muss man „schön“ jedoch zum Alltagsverständnis abgrenzen.
Von diesem Punkt gelangt man schnell zu der einen Frage, vor der mir schon bange war (langer Diskussionen wegen, die ins Nichts führen) und die DIE Frage in der Ästhetik darstellt: Ist „schön“ ein Sach- oder ein Werturteil? Also bedeutet der Ausspruch „schön“, dass ich erstens nach meinem eigenen Geschmack dies für mich entscheide (subjektiv) oder dass ich zweitens nach festgelegten Kriterien dies objektiv feststelle.
Und wie es in der Philosophie so ist, haben sich zu dieser Fragstellung viele verschieden Philosophen Gedanken gemacht, die sich in zwei Lager aufspalten: Die Philosophen, die die erste Position vertreten, fasst man unter der Bezeichnung ästhetischer Relativismus beziehungsweise Subjektivismus zusammen. Deren Argumentationsbasis ist das subjektive Geschmacksurteil.
Die andere Philosophengruppe sind die, deren Meinung besagt, dass Geschmacksurteile auf Kriterien, die a priori sind, beruhen (ästhetischer Naturalismus/Objektivismus). Dass es trotzdem verschieden Geschmäcker gibt, begründet zum Beispiel Nicolai Hartman (wie er es auch schon in der Moralphilosophie tat) damit, dass manche Menschen diese Kriterien noch nicht eingesehen hätten, die geistige Reife also noch nicht besäßen.
Und wer hätte gedacht, was zum Beispiel ein objektives Kriterium sein könnte? Monatelang wurde ich damit in Mathe und Kunst gequält und nun kommt es auch noch in der Philosophie vor: Der goldene Schnitt.


Es ist also nur eine „einfache“ mathematische Verhältnisgleichung. Wieso sollte das denn ein Kriterium für Schönheit sein?
Ist es nicht reine Willkür, wo der goldene Schnitt angesetzt wird? Oder aber ist er als göttliches Prinzip doch ein Kriterium für Schönheit? Schließlich findet man ihn überall in der Natur. Als Gesetz der Harmonie wäre er a priori und a posteriori würde durch die Menschen erfahren. Bestätigen würde dies auch, dass der goldene Schnitt schon Jahrtausende als schön gilt, somit zeitlos ist. Jedoch wurde der golden Schnitt während der NS-Zeit dafür benutzt eine „höhere Rasse“ zu rechtfertigen, obwohl der alleinige Missbrauch noch kein Gegenargument ist, denn die Nationalsozialisten hatten in ihrer Argumentation einen naturalistischen Fehlschluss (Wie jedermann weiß, darf man nicht vom Sein aufs Sollen schließen.). Aber eigentlich macht doch gerade das Unperfekte das Einmalige und somit auch vielleicht das Schöne aus.

Ästhetik ist also doch nicht ganz so einfach.

Stellungnahme:
„Ästhetische Vorschriften existieren für mich nicht. Was auf mich wirkt, wirkt.“ (Theodor Fontane)

-----------------------------------------------------------------------------------------------
Formales:
Blogbeitrag von: Marianne Kind
Kurs: Q3/4 pl1
Datum: 16. /17.08.2010
Thema: Einführung, Probleme und Fragen in der Ästhetik

Keine Kommentare: