Montag, 27. September 2010

Q 3/4: Spieglein, Spieglein an der Wand...


... sag, was geht vor in diesem Land? Sag mir was ich denken soll. Was ist schön, sozial und gut? Und wo ist der Bösewicht, der sticht?

„Kunst habe die Realität widerzuspiegeln.“ (sinngemäß: Georg Lukacs)


Georg Lukacs vertritt die Auffassung, dass ein Künstler durch seine Werke den Menschen ein „ästhetisch reflektiertes“ Bild der Gesellschaft malen muss. Er selbst war Marxist, für ihn war der Inhalt der Kunst entscheidend. Der Künstler durfte nach ihm nicht autonom handeln, sondern musste auf der Wertegrundlage des Sozialismus sein Umfeld beurteilen. Der Spiegel -als Sinnbild für Kunst- war also nicht glasfarben, sondern rot gefärbt. Dabei war der Künstler gefesselt an seine rosarote Brille, die ihm klar zeigte was er als „schön“ und was als „hässlich“ zu betrachten hatte.
Doch in diesem Denkmodell wird die Kunst lediglich als Mittel missbraucht. Sie soll die Verbindung schaffen, Politik den Betrachtern als ästhetisch schön und hässlich beschreiben zu können. Das der Künstler hinter dem Spiegel versteckt bleibt und durch die rosarot gefärbte Brille nicht alles sehen kann, sah auch Theodor W. Adorno.
Für ihn war die Berufung des Künstlers, nicht gleichsam mit Verantwortung und Abhängigkeit verknüpft. Wahrscheinlich rührte dieses Rollenverständnis von Kunst auch daher, dass er ihr keine besondere politische Wirkungskraft nachsagte. „Kritisches Potenzial“ war zwar vorhanden, aber inwiefern Menschen wirklich den Schönheitsbegriff von Lukacs abhängigen Künstlern annehmen würden, war für Adorno fragwürdig. Wirkliches Potenzial für „praktische Veränderungen“ durch Kunst, sah er jedenfalls nicht.

Dass diese Auffassung jedoch längst nicht alle Künstler haben, zeigt zum Beispiel Käthe Kollwitz, deren Anliegen einzig die kritische Darstellung der Gesellschaft war.

Bild [klick] (Bild kann auch rechtlichen Gründen nicht gezeigt werden!

In ihrem Bild „Deutschlands Kinder hungern“ (1923), zeichnet sie diese Kritik. Die Schwächsten der Gesellschaft, Kinder, die in der Nachkriegszeit Hunger Leiden sind das Thema. Fasst alle ihre Werke lassen eine klare politische Motivation erkennen, die jedoch Käthe Kollwitz bzw. ihrem persönlichen Urteilsvermögen entspringt, nicht einer Ideologie.

Adorno sah allerdings auch den Künstler der sich nur mit der Kunst auseinandersetzt, mit neuen Formen von Kunst, dem Neuen Schönen. Diese Suche, der Wille in der Entwicklung der Kunst voranzu(sch)reiten, lässt sich beschreiben im ästhetischen Avantgardismus.
Letztendlich halten auch Künstler die nur Kunst der Kunst wegen betreiben, der Gesellschaft ihren Spiegel vor. Guck doch einfach mal was du siehst.

(Beachte zu diesem Thema auch den Klausurentext vom 20.09.10 von Erhard John)

Bildhinweis zu Georg Lukacs: Das Foto zeigt G. Lukacs am 3. Juli 1952, Fotograf: Horst Sturm, zu finden unter [klick]

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Formales:

Autor: Jesse Bertram
Kurs: QU ¾ pl 1
Datum: 26.09.10
Thema: Kunst und Gesellschaft, nach Adorno und Lukacs.

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